Madonnas letzter Traum
Von Doğan Akhanlı
Regie Susanne Schmelcher | Ausstattung Sarah Sauerborn | Musik Viola Kramer | Video Frederik Werth | Produktionsleitung Laura Dreyer |
Unter Mitwirkung von Doğan Akhanlı | Aufnahme Violine Franziska Münzberg |
Mit Marc Fischer und Sibel Polat
Premiere 17. September 2021 | Dauer 2h 40m inkl. Pause
Ausgezeichnet mit dem Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater 2021
Ein türkischer Schriftsteller will nicht glauben, dass die Protagonistin des Nationalromans Die Madonna im Pelzmantel 1938 in Berlin eines natürlichen Todes gestorben ist. Er nimmt die Ermittlungen auf und schon bald eröffnet sich vor ihm ein historisches Panorama von Schuld und Verantwortung, das vom Emigrantenleben im Berlin der Vorkriegszeit über den Untergang des seeuntauglichen Flüchtlingsschiffs Struma vor der türkischen Küste im Jahr 1942 bis zur aktuellen Erinnerungskultur an die Verbrechen des Holocaust in Europa reicht. Der virtuos erzählte und verschachtelte Roman zeichnet ein Geflecht historischer Stimmen nach, die in dieser Konstellation noch nie zuvor hörbar wurden. So entsteht eine phantastische Reise durch Zeit und Raum, in der sich Detektivgeschichte, Beziehungsdrama und Road Movie mischen.
Der Schriftsteller Doğan Akhanlı ist einem breiteren Publikum zuletzt durch Verhaftung in Granada bekannt geworden, dem Bericht von seinem durch das Erdoğan-Regime verfügten Arrest im Spanienurlaub und die sich daran anschließende Freilassung dank Vermittlung der EU. Sein bereits 2005 auf Türkisch erschienenes, aber erst 2019 übersetztes Epos Madonnas letzter Traum ist ein faszinierend vielschichtiger Text, der das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte aus ungewohnter Perspektive beschreibt. Für seine Dramatisierung hat Doğan Akhanlı gezielt das Theater im Bauturm ausgewählt. Vor seinem unerwarteten Tod im Oktober 2021 konnte er die Proben noch begleiten und ist innerhalb der Inszenierung als Videoprojektion anwesend.
Pressebilder Downloadbereich | Fotos: Laura Thomas
Presseecho
Doğan Akhanlıs ungemein komplexer Roman wird nun von der Regisseurin Susanne Schmelcher auf der Bühne des Theater im Bauturm zu einer kongenialen Theaterfassung adaptiert. [...] So meisterhaft wie der Romancier mit Zeit und Raum jongliert und dabei neue, spannende Blicke auf historische und moderne Flüchtlingsdramen wirft, so souverän und sicher führt uns das Schauspielduo durch ein erzählerisches Labyrinth, das dank virtuoser Lotsen nie an narrativem Elan einbüßt. (Kölner Stadt-Anzeiger)
Die Darsteller leisten Grandioses […] - in ihren wechselnden Rollen komprimieren die beiden die Handlungsstränge zu ausdrucksstarken Vignetten. (Kölnische Rundschau)
„Roman und Inszenierung verschachteln virtuos Fiktion und historische Tatsachen, Literatur und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, reflektieren über das Erzählen – und über das gegenwärtige Erinnern an den Holocaust. […] Zu zweit verkörpern Marc Fischer und Sibel Polat das Geflecht historischer und gegenwärtiger Stimmen, wechseln Rollen, Tonarten und Perspektiven, scherzen mit dem Publikum und machen den Abend durch ihre Präsenz zu einem echten Theatererlebnis. Ein Theater, das eine komplexe Wirklichkeit dramaturgisch klug und schauspielerisch kongenial aufbereitet, um über die schwierigen Beziehungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Deutschland und der Türkei, Heimat und erzwungenem Exil zu erzählen.“ (Auszug aus der Laudatio des Kurt-Hackenberg-Preises von Jurymitglied Dr. Sandra Nuy)
"Schmelcher lässt die Geschichte von nur zwei Schauspielern erzählen, die den entspannten Tonfall des Romans und das für Leser und Zuschauer schwer durchschaubare Schwanken zwischen Realität und Fiktion exakt treffen." (Theatermail auf Instagram)