Amphitryon
Von Leonie Houber, Kieran Joel, Heinrich von Kleist und Felix Witzlau
Regie Kieran Joel | Ausstattung Madeleine Sahl und Sophia Schach | Musik Lenny Mockridge | Produktionsleitung Erika Walter | Regiehospitanz Lilly Pätzold |
Mit Leonie Houber und Felix Witzlau
Premiere 13. Mai 2022 | Dauer ca. 70 Minuten - keine Pause
Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2022
Noch nie zuvor war Identität so komisch wie in Heinrich von Kleists Komödie Amphitryon, deren Essenz Regisseur Kieran Joel in seiner jüngsten Klassikerbearbeitung am Theater im Bauturm sorgsam destilliert. Von Kleist selbst bescheiden als Lustspiel nach Molière bezeichnet, leistet sein 1807 im Druck erschienenes Stück nichts Geringeres als den Transfer der bereits von Plautus und Molière bearbeiteten Verwechslungsthematik in die Moderne: Der Feldherr Amphitryon, der aus dem Krieg zurückkehrt und feststellen muss, dass Jupiter seine Gestalt angenommen hat, um zum Liebhaber seiner Gattin Alkmene zu werden, wird durch Kleist zum Prototyp des seiner selbst unsicheren Menschen.
Der Coup von Kleists Text besteht darin, dass er den Zerfall einer eindeutigen Identität keineswegs als tragischen Vorgang behandelt, sondern vielmehr die daraus resultierenden Befindlichkeiten, Irrtümer und Missgeschicke in komödiantischem Rahmen durchspielt. Es sind diese Spuren im Text, denen Kieran Joel und sein Team folgen, um aktuellen Fragen von Identität auf den Zahn zu fühlen: Wo sind wir "echt" und wo bestehen wir aus Zuschreibungen und Beobachtungen? Ist Identität künstlich reproduzierbar - oder gar künstlerisch? Und welche Verantwortung trägt dabei das Theater, wo die Annahme falscher Identitäten den gängigen Modus Operandi darstellt?
Kieran Joel hat am Theater im Bauturm bereits mit seinen Inszenierungen Don Quijote, Moby Dick und Frankenstein sowie dem Artaud-Projekt Das Theater und sein Double ebenso sinnliche wie diskursive Theaterabende geschaffen, in denen stets auch die Strukturen und Wirkungsweisen der Institution Theater auf die Probe gestellt werden. Versiert im Umgang mit Metaebenen und Theatereffekten, erkunden Joel und sein Team nun das Spiegellabyrinth von Kleists Verwechslungsspektakel, über das Thomas Mann 1928 schrieb: "Spielte man es, wie es gespielt zu werden verdient, es gäbe eine Lustbarkeit, bei der Gemüt und Verstand in festlich gleicher Weise auf ihre Rechnung kämen."
Pressebilder Downloadbereich | Fotos: Christopher Horne
Presseecho
"Wenn ein Meister der Meta-Ebenen im Theater wie der Regisseur Kieran Joel ("Don Quijote", "Moby Dick") Heinrich von Kleists Doppelgänger-Komödie auf die Bühne des Theater im Bauturm bringt, dann gilt für den Zuschauer Anschnallpflicht." (Kölner Stadt-Anzeiger)
"[Kieran Joel] nutzt die Vorlage für eine ebenso kluge wie komische Verwechslungskomödie um den modernen, seiner selbst unsicheren Menschen."(Kölner Stadt-Anzeiger)
"Wie der Sieg der Schauspieler über die Regie letztendlich doch nur weitere Bühnenwirklichkeit offenlegt, sorgt an diesem rundum gelungenen Premierenabend für den größten von ganz vielen Lachern." (Kölner Stadt-Anzeiger)
"Aus der komplizierten Verwechslungskomödie über den seiner selbst unsicheren Menschen, in der "kein Menschensinn ist, und kein Verstand", macht Kieran Joel einen Theaterabend der unbegrenzten Möglichkeiten. Solchermaßen von der Rolle gelassen, danken es ihm die beiden Vollblutkomödiant*innen mit ungebremster Lust am Spiel."
(kritik-gestalten)
"Wer das Theater liebt, der sollte diesen Abend nicht verpassen." (kritik-gestalten)
„Die komplette Demontage überbordender menschlicher Selbstsicherheit und Arroganz legt dabei liebenswerte Seelen frei, die von einem furiosen Duo Houber/Witzlau mittels chiffrierter Liebesakte im Minutentakt erzeugt und geboren werden.“ (Choices)
„Eine radikale Illusion = genial.“ (Choices)