Die Hose

von Carl Sternheim

Regie Thomas Ulrich| Ausstattung Lisa Weinberg | Bühne Matthias Demmer | Musik Thomas Preuth | Regieassistenz Lynn Wellens | Mit Jean-Paul Baeck, Lisa Bihl, Susanne Meyer, Sebastian Schlemmer und  Hendrik Vogt | Fotos Meyer Originals |

Dauer: ca. 120 Min. mit Pause | Premiere 10. September 2016 | Dernière 13. Juli 2018

Einer Frau rutscht in aller Öffentlichkeit die Hose – und ihre Umwelt dreht durch. Sternheims Komödie über einen skandalösen Vorfall und zwei Zimmervermietungen ist ein Lustspiel im wahrsten Wortsinne: Der Blick auf die Unterwäsche der Luise Maske bringt das ohnehin längst poröse Sittenkorsett zum Bersten und überführt die Figuren, so viel Wagner und Nietzsche sie auch zitieren, als Geißeln ihrer unterdrückten Lüste. Nur ihr Mann Theobald bleibt unerschüttert und weiß die Hysterie seiner Umgebung mit fataler Bauernschläue für sich zu nutzen.

Das Eröffnungsstück von Sternheims Zyklus Aus dem bürgerlichen Heldenleben, das bei seiner Münchner Erstaufführung 1911 für einen Skandal sorgte, beeindruckt durch die Zündung zwischen boulevardesker Situationskomik und expressionistischem Sprachfuror. Sternheim zeigt archetypisch auf, wie Angst und Überforderung die Sehnsucht nach einfachen Antworten befördern und den Manipulationsstrategien reaktionärer Demagogen eine fruchtbare Grundlage bereiten. Damit entwirft er ein Szenario, das aktueller kaum sein könnte, wo heute rechte Demagogen überall in Europa die Sorge der Menschen zu ihrem Kapital machen. Und auch wo Unterinformiertheit wieder salonfähig gemacht werden soll, scheint Sternheims überlebensgroßer Protagonist Theobald Maske Pate zu stehen: Wenn der Brexit-Befürworter Michael Gove zu Protokoll gibt, die Briten hätten genug von Experten, so scheinen diese Worte wie ein Echo der Meinungen Maskes, der vorsorglich in jeder Angelegenheit selbst sein eigener Experte ist.

Thomas Ulrich war bereits in etlichen Bauturm-Produktionen als Schauspieler zu sehen. Seine Inszenierung von Oscar Wildes Bunbury aus der Spielzeit 2014/15 wird im Frühjahr 2017 wieder auf dem Spielplan stehen.

 

Eine Koproduktion der GbR „Die Hose“ und des Theater im Bauturm