Der siebte Kontinent - Reise zur größten Mülldeponie der Erde
Eine Stückentwicklung von Jan-Christop Gockel und Ensemble
Regie Jan-Christoph Gockel | Ausstattung Julia Kurzweg | Puppenbau Michael Pietsch | Video Christian Hennecke | Dramaturgie Kerstin Ortmeier und René Michaelsen | Regieassistenz Lisa Anetsmann | Mit Lilith Häßle, Sébastien Jacobi und Michael Pietsch | Fotos Meyer Originals |
Nominiert für den Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater | Dauer: 75 Min. ohne Pause | Premiere 21. April 2017 | Dernière 31. Mai 2019
Im Dezember 2016 wird ein Joghurtbecher am Strand gefunden. Die Besonderheit: Er stammt aus dem Jahr 1976 und sieht fast aus wie neu. In dieser Begebenheit spiegelt sich eines der größten Umweltdramen des 20. Jahrhunderts: Gerade das Material, das einst die größte Zukunftsverheißung darstellte, sorgt nun für eine ökologische Katastrophe von weltweiten Ausmaßen. Plastik – jener Stoff, den jeder braucht, aber niemand mag – will einfach nicht verrotten.
In den Weltmeeren haben sich in den letzten Jahrzehnten fünf riesige Strudel aus Mikroplastik und Kunststoffmüll gebildet, deren größter zwischen Kalifornien und Japan liegt und mittlerweile die Fläche Indiens übersteigt. Über diesen „siebten Kontinent“ wird viel berichtet – aber vermögen die Bilder verschmutzter Strände und verendender Albatrosse mit Plastikresten im Magen die Menschen in gleichem Maße zu erschrecken wie die Zerstörung des Regenwalds oder das Abschmelzen der Polarregion?
Jan-Christoph Gockel und sein Teamhaben sich aufgemacht, um den great pacific garbage patch selbst in Augenschein zu nehmen: Im März 2017 reisten sie in die Mitte des Pazifiks und besuchten Kamilo Beach, den schmutzigsten Strand Hawaiis. Von dort bringen sie nicht nur die Geschichten der Betroffenen mit, vielmehr haben sie auch ganz gegenständliche Souvenirs vom "siebten Kontinent" im Gepäck.
Jenseits der praktischen Fragen, steht aber auch die mythische Ebene der Kunststoffe im Fokus. Schließlich ist die Geschichte des 20. Jahrhunderts mit kaum einem anderen Material so dämonisch verschwistert wie mit Plastik. Das unzerstörbare Material, das jede Form annehmen kann, galt einst als Startbahn in eine bessere Zukunft – nun gemahnt es die Menschen als schwimmendes schlechtes Gewissen aus Müll an die Hybris ihrer Wünsche. An diesem Punkt setzen Gockel und sein Team an und untersuchen, wie die Verheißungen des Plastiks zum Albtraum umschlagen konnten – und was man nun dagegen unternehmen kann.