Der Mensch - Die fast vollständige Geschichte
Eine Stückentwicklung nach Yuval Harari, Bill Bryson und Adam Rutherford von Lisa Bihl, Jonas Baeck und Hans Dreher
Regie Hans Dreher | Ausstattung Rabea Stadthaus | Regiehospitanz Majken Wannhoff | Textfassung Lisa Bihl, Jonas Baeck und Hans Dreher
Mit Lisa Bihl und Sebastian Schlemmer | Premiere: 08.11.2019 | Dauer: ca. 80 Min. ohne Pause
Eine gemeinsame Produktion von Prinz Regent Theater Bochum und Theater im Bauturm
Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Pressebilder Downloadbereich | Fotos Laura Thomas
Wirft man einen Blick auf den aktuellen Sachbuchmarkt, so lassen sich etliche Publikation schnell auf einen gemeinsamen inhaltlichen Nenner bringen: Den Drang, auf möglichst wenigen Seiten möglichst weite historische Zeitspannen abzuhandeln, mithin also endlich einmal das Große Ganze zu erklären. Ob Eine kurze Geschichte der Menschheit, Eine kurze Geschichte von fast allem oder Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat - stets geht es darum, mit weit ausholendem Schwung aus der Geschichte und Existenz des Menschen überzeitliche Essenzen zu destillieren und die dadurch ermittelten Konstanten naturwissenschaftlich zu begründen. Ziel dieses neuen Universalismus ist zumeist der relativierende Blick auf Phänomene, die man allzu leicht für allgemeinmenschlich hält, die sich bei näherer Betrachtung indes als Befindlichkeiten der Moderne erweisen. Die vermeintlichen Säulen der menschlichen Gesellschaft werden dabei zusehends als Fiktionen lesbar: Auf dem bis in graueste Vorzeiten hineinreichenden Zeitstrahl verlieren Religionen, Nationen, Währungen oder Zuordnungen von Gut und Böse ihren Charakter als überzeitliche Konstanten und erscheinen stattdessen als unsichere und kurzfristige historische Vereinbarungen.
Lisa Bihl und Sebastian Schlemmer erzählen an diesem Abend nichts Geringeres als die komplette Geschichte der Menschheit. Dabei folgen sie den zugrunde liegenden Sachbüchern von Yuval Harari, Bill Bryson und Adam Rutherford auch in ihrer lustvollen Tendenz, den Mensch von seinem Thron als angebliche „Krone der Schöpfung“ herabzustoßen. Zusätzlich aber müssen sie sich darum bemühen, unter zusehends erschwerten Bedingungen nicht die Kontrolle über den Lauf der Welt zu verlieren - denn mit jedem neuen Sachbuch, das den ganz großen Bogen schlägt, werden die liebgewonnenen Gewissheiten darüber, was die Welt eigentlich ausmacht, zusehends zerbrechlicher...
Presseecho
Aber kann die dramatische Bilanz auch auf dem Theater funktionieren? [...] Die Premiere im Bauturm zeigte: Es geht! Das liegt nicht zuletzt an den Darstellern Lisa Bihl und Jonas Baeck, die die Bearbeitung von Hararis Rundumschlag mit viel Energie und Witz interpretieren. (Kölnische Rundschau)
Der 80-minütige Abend ist eine Tour d‘horizon, dessen großes Kapital das grandios agierende Darsteller-Duo ist. Von seinen Tiraden lebt er. Und wenn die beiden aus der Rolle der Darsteller in die scheinbar privater Auseinandersetzungen, also aus der „Rolle“ zu fallen scheinen, die sie eigentlich spielen, sind gerade damit immer wieder neue und die Theorie belebende Kontrapunkte gesetzt. (theaterfischer.de)
Rasant fliegt die bekannte Geschichte an einem vorbei. Die provokante Lust an der Relativierung schafft Raum für erfrischende Denkansätze [...]. Dabei setzt schon die Erzählung der Geschichte des Homo Sapiens für sich mit einer Fülle an Wissen aus Archäologie, Biologie, Wirtschaft und Mathematik zu Höhenflügen an. (Kölner Stadt-Anzeiger)